Zurück zur Startseite

Claudia Müller


Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Teilprojekt D9

Kontakt

Hebelstraße 25, Raum 02 006
79104 Freiburg
Tel.: 0761-203 67608

claudia.mueller@sfb948.uni-freiburg.de


Dissertationsprojekt "Bezüge von Sport und dem Heroischen in der französischsprachigen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts"

Für die 20-Jahre des vorigen Jahrhunderts lässt sich in Frankreich eine merkliche Zunahme der Produktion literarischer Texte konstatieren, die sich den Sport zum Gegenstand nehmen. Die Forschung spricht in diesem Zusammenhang gar von Gründung und erster Blüte einer eigenen Gattung, der sogenannten „littérature sportive“. Insbesondere in der Erzählliteratur wird der Sport dabei auffällig häufig als Raum regelgeleiteten Miteinanders entworfen; die Literatur selbst wird zum ethischen Projekt erklärt und begründet einen neuen Humanismus, der die Rückkehr zu einer als natürlich verstandenen, ursprünglichen Einheit von Körper und Geist ermöglichen soll.

Diese programmatische Idealisierung des Sports ist im Kontext der Zwischenkriegszeit zu verstehen und damit vor dem Hintergrund einer Epoche, die von den Zeitgenossen als krisenhaft wahrgenommen wird. Im Rahmen des Dissertationsprojekts soll daher untersucht werden, wie die Spannungsfelder, die diesen Zeitraum prägen und im Sport zum Ausdruck kommen, in der französischen Erzählliteratur der Zwischenkriegszeit übersetzt werden. Leitend ist dabei die Fragestellung, inwiefern diese Widersprüche in den Kategorien des Heroischen aufgehen beziehungsweise in welcher Weise sie diese herausfordern.
Ein erstes Spannungsfeld ergibt sich bereits aus der normativen Überhöhung des Sports in der Literatur, wird dieser doch im gleichen Zeitraum ebenso als ein funktionalisierter Gesellschaftsbereich dargestellt, dessen Ökonomisierungs- und Klassenlogiken auch diese ethischen Heldenfiguren unterworfen sind.

Der Blick auf den Körper eröffnet weitere Forschungsperspektiven. So ist der Sport als gesellschaftliches Phänomen in Frankreich mit einem veritablen Kult des Physischen verbunden. Unter diesen Bedingungen wird er zum spannungsreichen Erprobungsraum neuer Entwürfe von Männlichkeit und Weiblichkeit. Überdies kontrastiert die Betonung der gestählten und unbezwingbaren Physis mit den versehrten Körpern der Kriegsteilnehmer, die im Alltag der Zwischenkriegszeit präsent sind.

Nicht zuletzt fragt die Forschungsarbeit nach dem ambivalenten Verhältnis von Masse und Einzelnem. Die Erwartungen und Zuschreibungen, die das Kollektiv - Mannschaft oder Zuschauer - an den Sportler heranträgt, stehen dabei in einem Spannungsverhältnis zur radikalen Individualität des Sportlers, der sich im Moment körperlicher Grenzerfahrung selbst wahrnimmt. Die Texte erfassen ihn denn auch als Figur an der Nahtstelle von kollektiver Zuschreibung und einer Selbsterfahrung diesseits jeglicher Heroisierungssemantik.

Akademischer Lebenslauf

Seit 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Teilprojekt D9 im SFB 948
2015-2016 Hilfskraft am Lehrstuhl für Romanische Literaturwissenschaft
2014 Studienaufenthalt an der Université de Strasbourg
seit 2013 freie Mitarbeiterin der Badischen Zeitung
2013 Tutorin am Seminar für Alte Geschichte
2010-2016 Studium der Romanistik und Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg (erste Staatsprüfung)
Anmeldung
Der interne Bereich finden Sie nun auf der Teamplattform des SFB 948. Hinweise zum Login und zur Bedienung der Teamplattform finden Sie in diesem Dokument.