Zurück zur Startseite

Kelly Minelli


Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Teilprojekt D5

Kontakt

Hebelstraße 25, Raum 00 004
79104 Freiburg
Tel.: 0761-203 67599

kelly.minelli@sfb948.uni-freiburg.de


Dissertationsprojekt "Demokratisierung des Heroischen? Heroische Selbstdarstellung und Heldenbilder in militärischen Selbstzeugnissen 1750–1815."

Die Sattelzeit war geprägt von einem tiefgreifenden Wandel der Kriegsführung, vielfältigen Militärreformen und damit einhergehend einer Transformation des Soldatenbildes. Insbesondere die Französische Revolution markierte hier einen Wendepunkt: Das neue Ideal des Bürgersoldaten, der für sein Vaterland und seine Freiheit kämpft, wurde nicht nur an alle Bevölkerungsschichten herangetragen, sondern führte dazu, dass sich die Stellung und das Ansehens der Soldaten in der Gesellschaft positiv veränderten. Die zusätzliche Verbindung mit einem neuartigen Patriotismus und mit der Vorstellung der Vaterlandsehre führte zu einer Ideologisierung der militärischen Leitbilder, die in den Befreiungskriegen auf deutscher Seite mit der Vorstellung des Nationalkriegers übernommen wurde. Diese Veränderung der militärisch-soldatischen Leitbilder ging mit einer Formierung neuer Heldenbilder und einer Demokratisierung des Heroischen in der nationalen Propaganda einher: Nicht nur für adlige Offiziere stehe der Heldenruhm nunmehr in Aussicht, sondern jeder einfache Soldat könne ebenfalls ein Held sein. Nicht nur während der Französischen Revolution wurde diese Vorstellung durch die in sehr hoher Auflage von der Regierung herausgegebenen Recueil des Actions Héroïques et Civiques des Républicains Français unter den Soldaten verbreitet, sie wurde auch in Deutschland während der Befreiungskriege durch Adlige und insbesondere durch die bürgerlichen Intellektuellen in Flugschriften, Presseartikeln und Liedern wiedergegeben. Hier stellt sich die Frage, inwiefern dieser Typus des Heroischen von den Hauptadressaten – den Mitgliedern des Militärs – aufgenommen und rezipiert wurde. Das Dissertationsprojekt untersucht in einem deutsch-französischen Vergleich die Selbstzeugnisse (Memoiren, Tagebücher, Autobiographien und Tagebücher) einfacher Soldaten und Offiziere, und fragt nach deren Projektionen des Heroischen. Die unterschiedlichen Modelle des Heroischen, die im Laufe der Befreiungskriege in der deutschen Propaganda entwickelt wurden, richteten sich an verschiedene Bevölkerungsschichten und Altersgruppen (Karen Hagemann 2002), doch scheint die Annahme dieser Ideale nicht in jeder Gesellschaftsschicht gleich verbreitet gewesen zu sein. Während die Vorstellungen militärischen Heldentums gerade unter den Studenten, jungen Angehörigen des Bürgertums und Mitgliedern der Freiwilligen Korps wohl großen Anklang fanden, scheinen sie in den Selbstzeugnissen einfacher Soldaten oftmals zu fehlen. Untersucht wird ebenfalls, wie sich die adligen Offiziere gegenüber einer solchen Demokratisierung des Heldentums positionierten: Übernahmen sie wahlweise einige neue Charakteristika der Heldenbilder oder verteidigten sie vehement die traditionellen Vorstellungen von (adliger) Offiziersehre und militärischem Ruhm, die vor 1750 hauptsächlich ihnen alleine vorbehalten gewesen waren? Das Projekt vertritt zudem die These, dass mit zunehmender Ideologisierung der Kriegsführung eine stärkere emotionale Vereinnahmung der Heldenfigurationen zu beobachten ist, die sich zum einen aus der propagandistisch-patriotischen Verbundenheit von Heimat, Vaterland, Familie und Bereitschaft zur Aufopferung für die selbigen (Ideal des Heldentodes) ergibt, zum anderen aber auch, beeinflusst durch die Kultur der Empfindsamkeit, ein neuer Umgang mit Emotionen und körperlichen Empfindungen hierbei eine Rolle spielt. Erleichterten diese emotionalen Komponenten der Heldenmodelle ihre Zugänglichkeit und Identifikation für breitere Bevölkerungskreise und spielten so eine bedeutende Rolle für die Demokratisierung der Heldenbilder?  Angelehnt an die Analysebegriffe der „emotives“ und des „emotional management“ (William Reddy), untersucht das Projekt die Artikulation von Emotionen in den militärischen Selbstzeugnissen, sowie ihre Position in den heroischen Modellen insbesondere im Hinblick auf die Motivation für den Kampf sowie die Erfahrung und den Umgang mit Gewalt.

 

Akademischer Lebenslauf

Seit 07.2016 Doktorandin am SFB 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen“, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Teilprojekt D 5, Universität Freiburg
12.2015 – 06.2016 Planung und Ausrichtung der studentischen Tagung „Strangers in a strange land – Migration als historisches Phänomen“, Universität Freiburg (17.06.2016 – 19.06.2016)
09.2015 – 06.2016 Tutorin am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität
10.2013 – 06.2016 wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit bei Prof. Dr. Ronald G. Asch; wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas bei Prof. Dr. Jörn Leonhard
10.2013 – 03.2015 Lehrassistentin für PD Dr. Isabelle Deflers und Dr. Sonja Levsen an der Universität Freiburg
10.2012 – 07.2015 Masterstudium der Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Alumnipreis der philosophischen Fakultät der Universität Freiburg für die Masterarbeit „Die soziale Bedeutung von Lachen und Gelächter am Hof Ludwigs XIV.“

 
10.2009 – 09.2012 Bachelorstudium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

 
Publikationen

  • "Le ridicule déshonore plus que le déshonneur”: the impact of ridiculousness on honour and reputation at the French court of Louis XIV, in: helden.heroes.héros. E-Journal zu Kulturen des Heroischen / Special issue 2 (2016): The making of reputations: honour – glory – celebrity, S. 39-48, DOI: 10.6094/helden.heroes.heros./2016/QMR/07.
  • Rez. v. Seifert, L. C.; Wilkin, R. M. (Hrsg.): Men and Women Making Friends in Early Modern France, in Francia-Recensio 2016/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 12.04.2016, URL: http://www.perspectivia.net/publikationen/francia/francia-recensio/2016-1/fn/seifert_minelli.
  • Tagungsbericht (zus. m. Maximilian Blatt): Ludwig XIV.: Vorbild und Feindbild. Die Inszenierung und Rezeption der Herrschaft eines barocken Monarchen. Zwischen Heroisierung, Nachahmung und Dämonisierung, 27.11.2015 – 28.11.2015 Freiburg im Breisgau, in: H-Soz-Kult, 01.03.2016, URL: www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-6423.
Anmeldung
Der interne Bereich finden Sie nun auf der Teamplattform des SFB 948. Hinweise zum Login und zur Bedienung der Teamplattform finden Sie in diesem Dokument.