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Dr. Anne Hemkendreis


Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Teilprojekt S4

Dr. Anne Hemkendreis  

 

Kontakt

Hebelstraße 25, Raum 005
79104 Freiburg

Tel.: ++49 (0)761/203-67607

anne.hemkendreis@sfb948.uni-freiburg.de


Vita

Studium der Kunstgeschichte und der Germanistik an der Ruhr-Universität in Bochum und dem Trinity College in Dublin bis 2010. Stipendien der Studienstiftung des deutschen Volkes. Promotion an der Leuphana Universität in Lüneburg mit einer Arbeit über die Visualisierung von Privatheit in den Interieurbildern des dänischen Malers Vilhelm Hammershøi, ausgezeichnet mit dem Nachwuchsforschungspreis der Leuphana Universität in Lüneburg (Fink 2015). Währenddessen Assoziiertes Mitglied des Graduiertenkollegs "The Interior: Art, Space and Performance“ an der Universität in Bern. Postdoc-Stipendium, Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrende an der Leuphana Universität in Lüneburg bis 2018. Danach Arbeit als freischaffende Künstlerin und weitere Lehrtätigkeiten u.a. an der Universität der Künste in Berlin. Stipendien und Fellowships der Klassik Stiftung in Weimar und des Alfried Krupp Wissenschaftskollegs in Greifswald. Seit 2020 wissenschaftliche Mitarbeiterin am SFB 948 „Heroen – Heroisierungen – Heroismen“ (Teilprojekt S4 „Ästhetiken der Affizierung“) an der Albrecht-Ludwigs-Universität in Freiburg. Forschungsprojekt zu Affizierungsästhetiken von Schnee und Eis in der Kunst vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.

 

Forschungsschwerpunkte

Ästhetiken der Affizierung und der Imaginationsbildung
Visualisierung von Privatheit und Innerlichkeit
Strategien des Unsichtbaren in der Kunst seit 1900
Nostalgie in der Gegenwartskunst
Medienökologie und Ecocriticism
Zirkus als ästhetisches Modell


Forschungsprojekt

Polare Landschaften und die weibliche Figur: Kunst in Zeiten des Klimawandels

In meiner Forschung interessiere ich mich für die Sichtbarwerdung von Umweltwissen in den Werken von Künstler:innen, die zur Arktis arbeiten. Diese gilt als besonders sensibel gegenüber den sich beschleunigenden Klimaveränderungen. Indem Künstler:innen sich dem Motiv einer weiblichen Figur innerhalb einer polaren Eislandschaft widmen, befragen sie das koloniale Verständnis der Arktis als Bühne für heroische Taten. Dabei verdeutlichen sie die Zusammenhänge von hegemonialen männlichen Eroberungsfantasien und einem zunehmend problematischen Verhältnis des Menschen zur Natur. Der Klimawandel hat als ein sog. Hyberobject (Timothy Morton) ein Vorstellungs- und Wahrnehmungsproblem. Gegenwartskünstler:innen arbeiten darum mit Strategien der Visualisierung und ästhetischen Vermittlung der Klimakatastrophe durch die Evokation einer sinnlichen Begegnung mit dem Eis.

Das Motiv von weiblicher (Akt-)Figur innerhalb von Eislandschaften in Medien, die ein Versprechen auf eine Wirklichkeitserfahrung oder gar Zeugenschaft geben (wie Fotografie und Film), suggeriert eine akute Form der Teilhabe an einer intensivierten Naturerfahrung (von extremer Kälte). Zugleich macht der ikonographische Rückgriff auf teilweise ikonisch gewordene Darstellungsformen und Ästhetiken aus der Romantik deutlich, dass dem Eindruck von Unmittelbarkeit die Ebene einer ästhetischen Erfahrung unterliegt. Die Vorstellung der arktischen Natur wird damit als eine Imagination entlarvt, die medial und vor allem kulturell geprägt ist. Die anthropogene Dimension der arktischen Landschaft tritt in der Gegenwartskunst in ein Spannungsverhältnis zu einer Darstellung des Eises als eigenständiges und lebendiges Gegenüber. Hierdurch öffnet sich ein Reflexionsraum über die Wahrnehmung von arktischer Natur nicht als Kulisse für menschliche Handlungen und Eroberungsfantasien, sondern als ein mächtiges und zugleich vulnerables Element, das als gefrorene Form von Wasser letztlich das Leben bestimmt.

In einer Zeit der zunehmenden Eisschmelze, in der das geopolitische Interesse an der Arktis durch freiwerdende Ressourcen und ein eisfreies Polarmeer zunehmend wächst, haben polare Heldengeschichten und die daraus abgeleiteten Machtansprüche beunruhigende Konjunktur. In meiner Forschung untersuche ich die Auseinandersetzung von Künstler:innen mit romantischen Darstellungskonventionen und ihre Bedeutung für die Wahrnehmung der Arktis als einen Ort hegemonialer Machtansprüche. Diesen unterliegt eine unsichtbare Gewaltdimension, die sich in den Leerstellen der Polarberichte um 1900 mit Blick auf das Naturwissen der Inuit sowie die Bedeutung von Frauen und Tieren in der Polarforschung zeigt. Ich interessiere mich für künstlerische Positionen, die Eis als ein eigenständiges und aktives Element inszenieren. Mit einer eigenen Agency ausgestattet entzieht sich Eis in der ästhetischen Erfahrung einer anthropozentrischen Verfügungsgewalt und fordert die Betrachter:innen dazu auf, sich aktiv zu einer extremer werdenden Natur in ein Verhältnis zu setzen. In meiner Forschung berücksichtige ich sowohl künstlerische Positionen, die die erhabenen Darstellungsästhetiken der Romantik umdeuten, als auch indigene Kunst, die die Frage nach den aufklärerischen Traditionen von Klimaforschung in der Arktis stellen.

Ausgewählte Publikationen

Monographie
Die monochromen Interieurbilder Vilhelm Hammershøis. Verweigerte Einblicke – Ausgestellte Innenwelten. Paderborn: Wilhelm Fink Verlag, 2015.

Aufsätze
Anfängliches Sehen: Erfahrungen des Unberührten in Mariele Neudeckers Tankwork Cook and Peary (2013) (erscheint im Winter 2021)

Snowy Landscapes. Symbols of Nationality and Cultural Exchange between Germany, Scandinavia and the Baltic Regions? In: Visual and Material Culture across the Baltic Sea Regions 1772-1819, hg. Von Michelle Facos u.a. (erscheint im Winter 2021 bei Routledge).

Ausbalanciert. Der Traum vom Fliegen in den Zirkusbildern Edgas Degas und James Tissots. In: „Manegekünste. Zirkus als ästhetisches Modell, hg. von Margarete Fuchs. Transcript: Bielefeld 2020.

Balancierend Pfeife rauchen: Der Elefant in den Zirkusbildern Henri de Toulouse-Lautrecs. In: „Mit Pauken und Trompeten“. Elefant in Geschichte, Literatur und Kunst, hg. von Theresia Raum und Frank Jacob. Büchner: Marburg 2018, S. 215-242.

Inner and Outer Realms: Opaque Windows in Vilhelm Hammershøi’s Interior Paintings. In: Interiors and Interiority, hrsg. Von Ewa Lajer-Burcharth und Beate Söntgen. Berlin, Boston 2016, S. 297-311.

Anmeldung
Der interne Bereich finden Sie nun auf der Teamplattform des SFB 948. Hinweise zum Login und zur Bedienung der Teamplattform finden Sie in diesem Dokument.