Zurück zur Startseite

Sebastian Bauer


Sebastian Bauer  

Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Teilprojekt D1

Kontakt

Hebelstraße 25, Raum 02 008
79104 Freiburg
Tel.: 0761-203 67610

sebastian.bauer@geschichte.uni-freiburg.de


Dissertationsprojekt "Vom Heros zum Held. Transformationen des Heroischen in griechischen Städten unter römischer Herrschaft"

Der Untersuchungszeitraum des Dissertationsprojekts erstreckt sich vom ersten bis zum frühen dritten nachchristlichen Jahrhundert. Gefragt werden soll hierbei nach dem Wechselspiel von Identitätskonstruktionen in griechischen Poleis unter den Gegebenheiten eines globalen Herrschaftsanspruchs im Imperium Romanum. Heroen und deren Kulte werden hierbei verstanden als Projektionsfläche und Aushandlungsprozess lokaler wie multiethnischer Identitäten und Ausdrucksmittel für territoriale Ansprüche. Mehr noch werden sie aber gerade auch im griechischen Mutterland, der Provinz Achaia, verstanden als Anknüpfpunkt und Verbindungsstück einer wechselvollen Gegenwart an die vor allem in der Historiographie stark betonte ‚ruhmreiche‘ Vergangenheit. Damit einher geht die These einer bewusst und unbewusst vollzogenen semantischen Stilisierung und politischen Aufladung dieser Heroenkonstrukte, durch die das idealisierte Bild einer griechischen Vergangenheit mit den realen Gegebenheiten unter römischer Herrschaft zum einen anschlussfähig und kompatibel wird, wie beispielsweise bei einem Rekurs auf mythische Stadtgründer (Ktistai), aber andererseits durchaus auch konfligieren kann. So scheint doch im römischen Kulturkreis vor allem die für den griechischen Raum politisch ungemein bedeutsame religiöse Komponente des Heros zur Konstitution von Identitäten hinter der einer bloßen Bezeichnung für lediglich herausragende Zeitgenossen und deren vorbildhafter, ja einzigartiger, Exemplarität, paradigmatisch handlungsanleitenden Heldenbildern also, zurückzutreten. Dieser Diskrepanz einer im griechischen Raum lokal stark betonten gemeinschaftsbildenden Verbindungskraft von kultischen Heroen mit deren dann vor allem im römischen Kulturkreis hervorgehobenen akultischen Außerordentlichkeit und Exemplarität, die den Heros als Helden von einer jeden Gruppe und Gemeinschaft absetzt, soll in der Arbeit anhand einer bewusst breitgefassten Quellengrundlage nachgegangen werden.

Als Untersuchungsgegenstand dienen hierbei neben der Periegesis des Pausanias die Parallelbiographien Plutarchs, mittels denen – so die erste Arbeitshypothese des Projekts – ein Zusammenhang von der tagespolitischen Relevanz der Heroenkulte auch noch im 1. und 2. nachchristlichen Jahrhundert und den für den griechischen Raum in der historischen Biographie Plutarchs erstmals zu Tage tretenden transkulturell-identitätsstiftenden und heldischen Exempla aufgezeigt werden soll. Weiterhin in die Untersuchung einbezogen werden dabei Wohltäterinschriften und Stiftungen lokaler Eliten der Provinz Achaia sowie die literarische Produktion der zweiten Sophistik, wie beispielsweise die ‚Städtereden‘ Dion von Prusas oder die sogenannte ‚Romrede‘ des Aelius Aristides. Mit dieser zweiten Quellengrundlage soll die argumentative Basis der Arbeit nicht nur besser abgesichert werden, sondern zugleich auch die Arbeitshypothese einer gemeinschaftsstiftenden Aushandlung von Identitäten anhand der Konstruktion griechisch-römischer Heldenbilder, vor dem Hintergrund eines in jüngster Zeit breit erforschten Feldes, mittels einer kulturhistorisch größeren Fragestellung neu hinterfragt und so auch aus einer anderen Perspektive betrachtet werden.

Dieses erweiterte Bild ermöglicht es in einem größeren Problemhorizont der Frage nachzugehen, wie kulturelle Tradition, soziale Praktiken und literarische wie visuelle Repräsentationsform, bspw. anhand von Ehrenstatuen für Euergeten, in der Formierung von Heroen- und Heldendarstellungen zur Aushandlung multipler Identitäten im Griechenland unter römischer Herrschaft beitragen konnten.

Akademischer Lebenslauf

2011 - 2016 Studium der Fächer Geschichte und Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt a.M.
Seit August 2016 Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am SFB 948 ‚Helden-Heroisierungen-Heroismen‘ in Freiburg

 
Forschungsinteresse

Das imperiale Rom und seine Provinzen; Epigraphik; Probleme antiker Interkulturalität, Sophistik und Rhetorik als Mittel der politischen Kommunikation.

Anmeldung
Der interne Bereich finden Sie nun auf der Teamplattform des SFB 948. Hinweise zum Login und zur Bedienung der Teamplattform finden Sie in diesem Dokument.