Dr. Anja Peltzer
Postdoc-Fellow im SFB 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen“
Kontakt Hebelstraße 25, Raum 3004 Tel.: ++49 (0)761/203-54099 peltzer@uni-mannheim.de |
Akademischer Lebenslauf
seit 08/2022 |
Postdoc-Fellow/Gastwissenschaftlerin an der |
10/2018‑09/2021 |
Vertretungsprofessur für Mediensoziologie |
2016 & 2013 |
Elternzeit |
02/2012‑07/2022 |
Akademische Rätin auf Zeit |
02/2008‑01/2012 |
Wissenschaftliche Mitarbeiterin |
04/2006‑01/2008 |
Stipendiatin des Promotionskollegs Formations of the Global: Globalisierung aus kulturwissenschaftlicher Perspektive |
Akademische Ausbildung
05/2010 |
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Promotion im Fach Medien- und Kommunikationswissenschaft, Universität Mannheim, Philosophische Fakultät Dissertation: Identität und Spektakel. Der Hollywood-Blockbuster als global erfolgreicher Identitätsanbieter (summa cum laude) |
1996-2002
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Medienpädagogik, Kommunikationswissenschaft, Germanistik. Abschluss: Magister Artium (sehr gut), Universität Augsburg; Germanistik, Philosophie, Psychoanalyse, Zwischenprüfung, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. |
Forschungsschwerpunkte
Ästhetik und Politik Digitaler Kommunikation
Analyse und Theorien des Filmischen (Filmisches Wissen)
Wirklichkeitsnarrative und ästhetische Realismen
Kriegshelden
Rezeptionsforschung
Popular Culture Studies
Recht und Gewalt
Forschungsprojekt
Haunted Heros. Ein filmisches ‚Unthinking‘ des Kriegshelden
In der Figur des Kriegshelden verdichtet sich das normative Dilemma jeglicher fiktionaler Narrative vom Krieg. Zum einen ist der Held der Sympathieträger, dem das Publikum zu- und vertraut, das Richtige zu tun, zum anderen aber ist er auch der, der sich auf dem Schlachtfeld zu behaupten weiß, und zwar in der Regel durch die perfektionierte Anwendung brutaler bis tödlicher Gewalt. Der Held bildet das Handlungszentrum dieser Filme und hält die Legende von der heilenden Gewalt am Leben. Dies gilt paradoxerweise auch für den kritischen Kriegsfilm. Man könnte auch sagen: Der kritische Kriegsfilm etabliert Helden wider Willen. Diese grundlegende Ambivalenz der Figur des Kriegshelden macht sie zu einem vielsagenden Untersuchungsgegenstand, um mehr über die normative Rahmung und Stellung des Krieges einschließlich seiner gewalttätigen Helden in unserer Kultur in Erfahrung zu bringen. Sie steht darum im Fokus des vorliegenden Projekts.
Ziel des Projekts ist die theoretische Reflexion des Kriegshelden mittels der komparativen Analyse kontrastiver Filme vom Krieg. Der fiktive Film dient hier sowohl als Erfahrungsraum des (Post-)Heroischen, sowie als „Denkraum“ (Bronfen, 2012), der Ressourcen zur Verfügung stellt, mit welchen die Geschichte und Gegenwart des Krieges und seiner Heldenfiguren konstruktiv untersucht und reflektiert werden kann. Die Analyse leitet dabei die These an, dass die Filme selbst ein ‚Unthinking‘ (Bröckling 2020) des Kriegshelden betreiben. Die Filme zeigen, dass das ‚Heroische‘ diejenigen Menschen verfolgt, die quasi das ‚Pech‘ hatten zum Kriegshelden zu werden. Zurück im zivilen Alltag werden die heroischen Taten zum Trauma, das die Veteranen immer wieder heimsucht und eine vollständige Rückkehr unmöglich macht. Das Heroische wird zur Krankheit, die es zu heilen gilt, und aus den Helden werden ‚Haunted Heros‘. Doch nicht selten bekommen die Veteranen auch in diesen Filmen ihre Chance, mit ihren kriegerischen Fertigkeiten zu glänzen. So scheinen Kriegshelden letztlich in zweierlei Hinsicht ‚Haunted Heros‘ zu sein: Auf der individuellen Ebene, da ihnen der Weg zurück in das Leben vor dem Krieg verwehrt bleibt. Und auf der kollektiven Ebene des politischen Imaginären und der normativen Ordnungen, die beide nicht in der Lage sind, das Narrativ vom Kriegshelden und der ‚heilenden Gewalt‘ abzuschütteln, um ihm alternative Narrative entgegenzusetzen.
Ausgewählte Publikationen
Peltzer, A. (2021): Kopfgeldjäger und andere Pathologien des Rechthabens. Zur Legende gerechter Gewalt innerhalb und außerhalb des Westerns. In Peltzer, A., Ahrens, J. (Hg.): Politik der Grenze. Interdisziplinäre Perspektiven auf die Frontier im Western der Gegenwart. Köln, 280–306.
Peltzer, A., Sommer, V. (2020): Stolpersteine digitaler Erinnerungskulturen. Eine komparative Analyse digitaler Zeitzeugenvideos über den Holocaust. merzWissenschaft 2020/06, 74–86.
Peltzer, A., Pilipets, E. (2020): Die Ironie der Empörung: Affektive Politik im digitalen Afterlife des Ibiza-Videos. Berliner Debatte Initial, 2020/2, 108–122.
Peltzer, A. (2020): ‚Oh mein Gott Druck is so raffiniert!‘ Repräsentation und Rezeption von Sozialen Medien im Alltag Jugendlicher im Funk Format Druck. In: Stock, M., Kraus, F. (Hg.): Teen TV: Repräsentationen, Lesarten und Produktionsweisen aktueller Jugendserien. Wiesbaden, 219–253.
Peltzer, A. , Keppler, A. (2015): Die soziologische Film- und Fernsehanalyse. Eine Einführung. München.
Peltzer, A. (2011): Identität und Spektakel. Der Hollywood-Blockbuster als global erfolgreicher Identitätsanbieter. Konstanz.