Zurück zur Startseite

Eva Ferro


Eva Ferro
Kontakt
Seminar für Lateinische Philologie des Mittelalters
Werthmannstraße 8
79085 Freiburg
Tel.: 0761 203 67892

 

Dissertationsprojekt:
Der Bischof und die Märtyrer: Konstruktionen von Heiligkeit und Strategien der Heroisierung im mittelalterlichen Kult der Veroneser Stadtpatrone Zeno, Firmus und Rusticus

Die Beschäftigung mit Heiligen zwingt zur theoretischen Reflexion über den Begriff des Heroischen, denn dieser ist an sich historisch bedingt. Eine der leitenden Fragen meiner Untersuchung, die sich mit frühmittelalterlichen Heiligen der oberitalienischen Stadt Verona beschäftigt, lautet daher: Ist der Heilige als Komplementärtypus, als Abgrenzungsphänomen zum Helden zu sehen? Oder sind Heilige, so lautet die implizite These nicht nur älterer Forschung, „die Helden des Mittelalters“, der mittelalterliche Phänotypus des Helden?

Nur der Verzicht auf essentialistische Definitionen und die Fokussierung auf die Prozesse, die zu der Erschaffung der exzeptionellen Figur des „Heiligen“ führten, ermöglichen die Analyse der Verschränkungen und der Differenzen von „Held“ und „Heiligem“ und damit eine Antwort auf die eben erwähnte Frage.

Ziel meiner Forschung ist es daher, Strategien und Prozesse der Konstruktion, sowie Eigenschaften und Spezifika der verschiedenen Typologien des Heiligen zu erläutern. Dabei wähle ich zwei Oberitalienische Heiligenkulte: Zum einen den Kult des Veroneser Bischofs Zeno und zum anderen den der Märtyrer Firmus und Rusticus. Im Mittelpunkt stehen dabei eine Edition und anschließend eine Untersuchung der liturgischen Quellen (Offiziendichtung), die für diese Heiligenfeste verfasst wurden. Nicht nur auf lokaler Ebene, im Blick auf die Funktionalisierung dieser Figuren als Schutzheilige der Stadt, also im Bezug auf die Entwicklung des Stadtpatronats und der Identitätsbildung mittelalterlicher Städte in Oberitalien, sind diese zwei Kulte aufschlussreich. Auch die große Verbreitung des Zenokultes im deutschsprachigen Raum vor und während der Karolingerzeit sowie erneut im 14. und 15. Jh., erlaubt die Untersuchung der Wege und Modalitäten der Verbreitung und Transformation mittelalterlicher Heiligenkulte.

Die Auseinandersetzung mit diesem Thema beruht auf dem Prinzip, das auch als methodischer Ansatz meiner Forschung gilt: Das Bild des Heiligen ist als Produkt einer Gesellschaft zu sehen, die ihn erst hervorbringt und gestaltet. Anhand solcher Heiligkeitskonstruktionen lassen sich daher die zugrundeliegende Wirklichkeitsentwürfe ihrer Akteure erkennen. Dabei bietet gerade ein häufig unterschätzter Bereich der mittelalterlichen Kultur ein fruchtbares Terrain an, um solche kulturwissenschaftliche Phänomen zu untersuchen: die Liturgie. In der liturgischen Dichtung werden hagiographische Quellen durch Selektion und Hervorhebung besonderer Aspekte der hagiographischen Narrative umgeformt und gleichzeitig zugespitzt.

 

Aber auch der Gebrauchskontext dieses Textypus, nämlich die Vergegenwärtigung des Sakralen in der Performanz der liturgischen „Aufführung“, macht ihn zu einer besonders aufschlussreichen Quelle für die Erforschung der mittelalterlichen Kultur.

 

Anmeldung
Der interne Bereich finden Sie nun auf der Teamplattform des SFB 948. Hinweise zum Login und zur Bedienung der Teamplattform finden Sie in diesem Dokument.