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Konstantin Maier


Stipendiat
Mittelalterliche Geschichte, Universität Münster

 

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Vita auf der Seite des Sonderforschungsbereichs 1150


Projekt: „Dilatorisches Handeln als Herrschaftstechnik Barbarossas."

Mein aktuelles Projekt beschäftigt sich mit der Frage, nach dem Umgang Friedrich Barbarossas mit kontingenten Situationen, die eine ‚Entscheidung‘ seitens des Herrschers entweder ermöglichten oder gar erforderten und fragt zum einen nach seiner konkreten Herrschaftspraxis und zum anderen wie diese für zeitgenössische Beobachter konstitutiv für das Bild eines guten Herrschers war. Dies wird in folgenden vier Schritten bearbeitet: 1) Zunächst gilt es den Begriff des Entscheidens zu konzeptualisieren und für die historische Forschung im Allgemeinen und die Untersuchung mittelalterlicher Herrschaftspraxis im Besonderen fruchtbar zu machen; 2) Darauf hin gilt es Situationen zu identifizieren, die sich einem entscheidensförmigen Zugriff anerbieten oder diesen gar erfordern; hier wird also die Frage verfolgt, was überhaupt als entscheidbar galt (auch dies muss als sozial bedingt angesehen werden); schließlich werden 3) diese Situationen einer genauen Analyse unterzogen, die Friedrich als Herrscher in seinem sozialen Kontext zu erfassen versucht und somit gleichermaßen seine Herrschaftspraxis als auch die Bewertung dieser durch seine Umwelt in den Blick nimmt. 4) Die aus der Analyse gewonnene Erkenntnis, dass die meisten als entscheidbar gerahmten Situationen nicht etwa entschieden, sondern anderweitig aufgelöst wurden, wird im Rahmen der Konzeption und Typologisierung dilatorischen Handelns vorgestellt.

Dadurch ergibt sich für die Arbeit eine Unterteilung in 5 Teile, wobei die konzeptionellen Vorüberlegungen (Punkte 1 und 2 oben) im Rahmen der Prolegomena (Teil I.) verhandelt werden und mit der Typologisierung dilatorischen Handelns (Teil V.) ihren Abschluss finden. Den Hauptteil der Arbeit nehmen die Teile II. – IV. ein, in denen eine Fülle an Fallstudien, die die komplette Regierungszeit Friedrichs ausschöpfend umfassen, vorgestellt und analysiert wird. Diese sind hierbei chronologisch geordnet und nach der Art der situativen Bearbeitung unterteilt: Von Fällen die entschieden werden (Teil II.), über Fälle, die dilatorisch behandelt werden (Teil III.) bis hin zu Fällen in denen andere Akteure versuchten, gegenüber dem Kaiser dilatorisch zu handeln.

Die bisherige Arbeit hat gezeigt, dass es Herrschaft einerseits inne liegt, kontingente Situationen stabil zu überbrücken, andererseits Entscheiden als soziale Praxis immer die Gefahr beinhaltet Netzwerke aufzulösen. Entscheiden geschieht im hochmittelalterlichen Kontext also genau im Spannungsfeld zwischen sozialer Ordnung und persönlicher Exzeptionalität und ist gleichsam an diese rückgebunden. Somit ist der Erfolg der Praktiken des (Nicht-Entscheidens) in hohem Maße von der herrscherlichen Autorität abhängig. Im Rahmen des SFB 948 untersuche ich aktuell den Zusammenhang zwischen der Rollenwahrnehmung Barbarossas, seinem Nimbus als Kriegsheld und seinen (Nicht-)Entscheidungen, um hoffentlich nachzuweisen, dass auch vermeintlich dysfunktionale Handlungsweisen, wie Verzögern und Hinhalten, heldenhaft sein können.

Anmeldung
Der interne Bereich finden Sie nun auf der Teamplattform des SFB 948. Hinweise zum Login und zur Bedienung der Teamplattform finden Sie in diesem Dokument.