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Christina Heiduck


Verena Gold  

Stipendiatin
Neuere und Neueste Geschichte, Universität Jena

 

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Graduiertenkolleg „Die DDR und die europäischen Diktaturen nach 1945“


Projekt: „Kosmos und Kommunismus. Die Kosmonauten als Helden der Moderne in der DDR und der Volksrepublik Polen."

Die Ikonografie verschiedenster Persönlichkeiten gehörte ebenso zum alltäglichen Leben in der Deutschen Demokratischen Republik und der Volksrepublik Polen wie die Propagierung der Überlegenheit des sozialistischen Systems. Diese beiden Variablen verbanden sich in Form von Heldenfiguren, die parteipolitisch konstruiert und instrumentalisiert wurden.

Hajo Herbell schrieb zum Helden im Sozialismus im September 1967 im Neuen Deutschland, dem Zentralorgan der SED: „In der neuen Zeit —genauer: in unserer neuen Gesellschaft gilt als Held und ‚gewöhnlicher' zugleich, wer täglich für den Sozialismus arbeitet, die komplizierten geistigen Kämpfe der Zeit besteht und sich strebend müht, ein wahrer Mensch zu sein." (ND, 17. Sept. 1967, S. 3) Eine heroische Gesellschaft generierte sich jedoch nicht zwangsläufig durch das Leben im real existierenden Sozialismus. Stattdessen wurden Menschen von staatlicher Seite eingesetzt, um zu Helden gemacht zu werden und als Werbefiguren für die Werte und Grundsätze des Sozialismus zu stehen. Dieser durch die Parteipolitik vorgenommene Zwischenschritt ist charakteristisch für den Heldenkanon der DDR und VRP.

Einzigartige Helden wurden in den späten Siebzigerjahren für die DDR und die VRP durch das sowjetische Interkosmosprogramm geschaffen, in dessen Rahmen die Sowjetunion Vertreter ihrer Bruderländer zu gemeinsamen Weltraumflügen einlud. Im Sommer 1978 flogen Mirsoław Hermaszewski und Sigmund Jähn als der erste Pole und der erste Deutsche in einer Sojus-Kapsel zur Raumstation Salut 6. Ab dem Beginn ihres Weltraumfluges wurden sie vom Parteiapparat vereinnahmt, um als moderne Helden sinnbildlich den Weg des Sozialismus in die Zukunft zu symbolisieren. Installiert wurden diese neuen Helden durch ihre permanente Präsenz in allen Medien, der Verleihung zahlreicher Orden und Ehren, darunter dem Titel Held der Sowjetunion, der Benennung von Schulen, Betrieben oder Kollektiven nach ihnen und einer Jubeltour durch das ganze Land. Die Taten der Kosmonauten sollten die Leistungsfähigkeit des sozialistischen Systems unterstreichen und somit sowohl nach „innen" auf die eigene Bevölkerung motivierend und integrierend wirken, als auch nach „außen" prestigeträchtig eingesetzt werden.

Das Erkenntnisinteresse des Dissertationsprojekts richtet sich auf die ‚Konstruktionspläne' der Kosmoshelden, sowie deren Umsetzung, Implementierung und Fortbestehen nach der Systemtransformation. Dafür wird die Heroisierung Jähns und Hermaszewskis als spezifisch sozialistische Helden vergleichend untersucht. Die in der DDR und VR Polen erzeugten Narrative sollen dabei miteinander verbunden werden, um so einen Zugang zu transnationalen und verflechtungsgeschichtlichen Ansätzen zu bieten und sich von rein nationalgeschichtlicher Geschichtsschreibung zu lösen.

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