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Thilo Treß


Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Teilprojekt D2

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Dissertationsprojekt "Heroisierungskonzepte in der Historiographie des 12. Jahrhunderts im Kontext der Italienzüge Friedrich Barbarossas"

Friedrich Barbarossa stellt – zumindest für Deutschland – geradezu den Archetypen des heroischen Kriegerkönigs dar. Dies ist sicherlich auch auf sein umfangreiches Nachleben in der Folklore als schlafender Kaiser im Kyffhäuser sowie auf seine ideologische Vereinnahmung für nationalistische Zwecke im 19. und frühen 20. Jahrhundert zurückzuführen. Doch bereits in den zeitgenössischen Quellen wird Barbarossa – in einem bis dahin nicht gekannten Ausmaß – nicht nur als gerechter Herrscher im Einklang mit christlichen Tugenden, sondern – teilweise in überraschender Kontrastierung mit diesen – auch als heroischer Krieger dargestellt. Besonders im Kontext seiner Italienzüge nimmt die Beschreibung von Kampfhandlungen, bei denen immer wieder auch heroische Einzeltaten sowohl Barbarossas als auch verschiedener Großer aus seinem Gefolge beschrieben werden, viel Raum in Anspruch. Dabei unterscheiden sich die von den Geschichtsschreibern genutzten Heroisierungsmodelle teilweise deutlich. So werden sowohl biblische als auch antike Vorbilder verwendet, um die Taten Barbarossas und seiner milites zu beschreiben. In einem vielschichtigen Nebeneinander von Modellen wird etwa der Kaiser einmal mit König David verglichen, dann wieder mit Herkules oder auch Aeneas. Besonders verbreitet ist die Identifikation Barbarossas mit Aeneas, die teilweise über das bloße Zitieren deutlich hinausgeht. So lehnt sich etwa ein in Italien entstandenes episches Gedicht über Barbarossa nicht nur formal, sondern auch in Bezug auf die Charakterisierung seines Helden stark an Vergils Aeneis an.

Die Forschung hat einen Großteil der „stauferfreundlichen“ Historiographie des 12. und frühen 13. Jahrhunderts lange Zeit unter dem Begriff der „staufischen Hofhistoriographie“ zusammengefasst. Den Werken wurde – ausgehend von inhaltlich und formal ähnlichen Passagen in mehreren Quellen – die Verbreitung eines gemeinsamen, am Hof entstandenen „Herrschaftsprogramms“ unterstellt. Während die Existenz eines solchen schon länger angezweifelt wird, wurde die logische Konsequenz für die Historiographie – eine Umkehr des Ideenflusses, „nicht von der höfischen Zentrale weg nach außen, sondern gerade umgekehrt von außen auf den Hof zu“ (Roman Deutinger) erst kürzlich klar benannt; eine umfassende Neuinterpretation der Quellen in diesem Sinn steht noch aus. Hier setzt das Dissertationsprojekt an. Im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 948 sollen dabei die zeitgenössischen historiographischen Quellen insbesondere auf Heroisierungskonzepte untersucht werden, wobei auch bisher wenig rezipierte Quellen wie epische Gedichte intensiver untersucht und vornehmlich mit zeitgenössischen literarischen Werken ähnlicher Thematik – zu nennen wären hier insbesondere die seit Beginn des 12. Jahrhunderts entstandenen Chansons de geste – verglichen werden. Ziel ist dabei die Untersuchung literarischer Konzepte und ihrer Relationen zu den historischen Prozessen. So wird zu fragen sein, ob Vergleiche des Herrschers mit antiken, nichtchristlichen, Helden wie Aeneas oder Herkules vornehmlich eine legitimierende Funktion erfüllen sollten, oder ob sie nicht vielmehr auf ein kulturelles Bedürfnis nach „klassischen“ Heldengeschichten reagierten. So scheint etwa die überraschend häufige bewundernde Beschreibung der Tapferkeit und militärischen Fähigkeiten der Gegner mit bisherigen Interpretationen nur unzureichend erklärbar. Das 12. Jahrhundert gilt gemeinhin als wichtige Achsenzeit für die Entstehung der ritterlich-höfischen Kultur und – damit einhergehend – eines neuen sozialen Standes, der seine Legitimation vornehmlich von seiner Unabkömmlichkeit im Krieg herleitete. Demgegenüber steht jedoch eine zunehmende Professionalisierung und Mechanisierung der Kriegsführung. Neben heroischen Kriegern tauchen in den zeitgenössischen Belagerungsschilderungen immer wieder auch geniale Belagerungsingenieure und deren außergewöhnliche Erfindungen auf. Vor diesem Hintergrund bietet gerade die Fragestellung nach Heroisierungskonzepten neue Einblicke in soziale Zusammenhänge. So geht das Projekt von der These aus, dass gerade diese zunehmende Rationalisierung in der Kriegführung zu einem gesteigerten Bedürfnis nach „klassischen“ Helden führte; die zeitgenössische Historiographie „propagierte“ aus dieser Perspektive nicht nur Idealbilder, sondern „bediente“ auch eine diskursive Nachfrage.

Akademischer Lebenslauf

2009-2013 Studium der Geschichte (HF) und Politikwissenschaft (NF) an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Abschluss: Bachelor of Arts.
2013-2016 Studium der Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Abschluss: Master of Arts.
2012-2015 Wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte I und der Abteilung Landesgeschichte.
2015-2016 Wissenschaftliche Hilfskraft am SFB 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen“ für das geplante Teilprojekt „Ritter – Söldner – Räuber? – Transformationen heroischer Deutungsmodelle kriegführender Eliten im Hochmittelalter
2016 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am SFB 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen“, Teilprojekt D2 „Ritter – Söldner – Räuber? – Transformationen heroischer Deutungsmodelle kriegführender Eliten im Hochmittelalter“.
Anmeldung
Der interne Bereich finden Sie nun auf der Teamplattform des SFB 948. Hinweise zum Login und zur Bedienung der Teamplattform finden Sie in diesem Dokument.