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Benjamin Marquart


 Benjamin Marquart

Dissertationsprojekt: Nationale Krise und politisches Heldentum im langen 19. Jahrhundert: Der Bonapartismus im europäischen Vergleich

Im langen 19. Jahrhundert bildete Napoleon Bonaparte den Archetypen des politischen Helden. Seit den späten 90er Jahren des 18. Jahrhunderts war der junge aufstrebende General Bonaparte durch propagandistisches Geschick zum militärischen Nationalhelden des revolutionären Frankreichs aufgestiegen, womit er den Grundstein für ein Heldenmodell gelegt hatte, das durch Berufung auf und Analogiebildung zu klassischen Feldherrenhelden wie Alexander und Cäsar in der Verbindung mit einer starken Selbststilisierung zum republikanischen Helden, militärisches mit politischem Heldentum verband. Diese dynamische Verbindung traditioneller und neuer Heldentypen machte er 1799 und 1804 als neue Strategie politischer Legitimation nutzbar und vollzog den Schritt vom militärischen Helden zum monarchisch regierenden „héro des idées libérales“. Mit diesem napoleonischen System setzten sich die nachfolgenden Régimes im Frankreich des 19. Jahrhunderts – die Juli-Monarchie Louis Philippes und natürlich das Second Empire Napoleons III. – intensiv auseinander und versuchten die zumeist scheiternde imitatio heroica.

Das Dissertationsprojekt stellt in diesem Kontext und im Sinne einer vergleichenden politischen Diskursgeschichte die Frage nach dem Stellenwert des Heroischen als Mittel politischer und monarchischer Legitimation im Zuge des durch die Französische Revolution ausgelösten Wandels des Politischen im langen 19. Jahrhundert. Als Grundlage der Analyse dienen hierbei die weitläufigen bonapartistischen Diskurse, die im 19. Jahrhundert weit über Frankreich und weit über 1815 hinaus geführt wurden und sich in den verschiedenen Medien boomender und zunehmend politisierter Massenmärkte niederschlugen. Entsprechend breit muss sich auch die Quellenbasis gestalten, um die soziale Reichweite und Wirksamkeit des bonapartistischen Modells zu erfassen. Untersucht werden für den französischen, englischen und deutschen Raum zwischen 1796 und ca. 1870: Monographien (vor allem Biographien, Autobiographien/Memoiren und historiographische Quellen), Lexika und Wörterbücher, ausgewählte periodische Quellen, sowie Flugblätter, Karikaturen und andere ausgewählte Bildquellen. Damit will das Projekt zudem zu einer Neubewertung des Bonapartismus beitragen und diesen nicht mehr – wie bisher von der Forschung geschehen – entweder als personenbezogenen Mythos oder rein politisches Programm der Machtusurpation verstehen, sondern als gesamteuropäischen sinnstiftenden Kommunikationszusammenhang.

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