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Katharina Helm


 Katharina Helm

Dissertationsprojekt: Studien zu öffentlich aufgestellten Denkmälern von Helden und heroisierten Personen im Italien und Frankreich der Vormoderne (Arbeitstitel)

In den abendländischen Kulturen Europas spielen Helden bereits seit der Antike eine herausragende gesellschaftliche Rolle. Obwohl in aktuellen Diskussionen vielfach ein ‚postheroisches Zeitalter‘ proklamiert wird, dem das frühere Bedürfnis nach Heldenfiguren abgesprochen wird, zeichnet sich parallel dazu eine gegenläufige Tendenz ab, die sich durch eine Vielzahl neuer Heldentypen und -konzepte auszeichnet und die Aktualität des Themas verdeutlicht.

Hinsichtlich der Repräsentation von Helden und der Vermittlung von Heldenkonzepten stellt das öffentlich aufgestellte Heldendenkmal aufgrund seiner permanenten Präsenz im Stadtraum eine besonders augenfällige Artikulation des Heroischen dar. Zugleich gewährleistet seine freie Zugänglichkeit auf oder an Plätzen eine anschauliche Vermittlung normativer Werte, die sich an eine schichtenunspezifische Öffentlichkeit richtet. Das Ziel der Dissertation ist es, diese Art der medialen Vergegenwärtigung des Heroischen im plastischen Denkmal und die ihr zugrunde liegende Semantik in einer vergleichenden diachronen Perspektive zu untersuchen. Dazu wird der für die Entstehung und Etablierung des plastischen Standbildes wichtige Zeitraum zwischen 1300 und 1800 ebenso in den Blick genommen, wie die beiden für diesen Prozess wichtigen, politisch unterschiedlich strukturierten Regionalräume Italien und Frankreich.

Ausgehend von einer erstmaligen systematischen Erfassung möglichst aller im Stadtraum aufgestellten Heldenstandbilder soll unter der Berücksichtigung der für die Dissertation relevanten Fragestellungen ein Denkmalkorpus erstellt werden. Anhand dieser Auswahl werden objektbezogene Einzelanalysen durchgeführt, die präzise Auskunft über den jeweiligen sozialen, historisch-politischen und kulturellen Entstehungskontext des Monumentes geben. Dabei sollen durch die Analyse der formalgestalterischen und inszenatorischen Mittel die Strategien und Konzepte der Heroisierung näher beleuchtet werden, um Aufschluss über die Modellierung des Heldischen im Denkmal und den damit verbundenen politischen Zielen zu erhalten. Gleichwohl bilden nicht nur die Monumente selbst, sondern auch die an ihnen vollzogenen Denkmalpraktiken eine wichtige Untersuchungsachse, da durch sie das Heroische in die Lebenswirklichkeit der Rezipienten eingebettet und für eine spezifische Adressatengruppe (re-)funktionalisiert werden kann. In einem weiteren Sinne sind hierzu auch Maßnahmen der Deheroisierung zu zählen, die sich jedoch nicht nur auf performativ vollzogene Akte beschränken lassen und die es daher in ihrer zu erwartenden Komplexität zu untersuchen gilt. Ferner stellt die Position des Denkmals im städteräumlichen Gefüge einen weiteren wesentlichen Aspekt der Untersuchung dar, da die Besetzung eines öffentlichen Ortes auf eine der Aufstellung der Statue zugrundeliegende und zugleich dem Denkmal inhärente Mitteilungsabsicht verweisen kann. Somit leistet die Dissertation auf der Basis der diachronen vergleichenden Perspektive und unter Berücksichtigung des Verhältnisses von öffentlichem Raum und Skulptur einen Beitrag zur Untersuchung der Geschichte und Problematik des heroisierenden öffentlichen Denkmals der Vormoderne.

 

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