Teilprojekt S1: Umbrüche und Umdeutungen
Teilprojektleitung:
Prof. Dr. Jürgen Dendorfer, Prof. Dr. Peter Eich, Prof. Dr. Tim Epkenhans, Prof. Dr. Dietmar Neutatz, Prof. Dr. Johanna Pink, Prof. Dr. Sitta von Reden
Wissenschaftliche Mitarbeiter/in:
PD Dr. Georg Eckert, Elena Fellner
Beteiligte Disziplinen:
Alte Geschichte, Mittlere und Neuere Geschichte, Osteuropäische Geschichte, Islamwissenschaft
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In der bisherigen Forschung des SFB bildeten Helden und Heroisierungspraktiken in Umbruchphasen einen zentralen Untersuchungsgegenstand. Sie waren eine der thematischen Gemeinsamkeiten des Forschungsprogramms und wurden sowohl vergleichend als auch diachron untersucht. Dabei konnten die Auswirkungen von verdichtetem sozialem, politischem und religiösem Wandel auf das Heroische, auf die Neuaufladung von Heldenfiguren sowie auf ihre imaginierten historischen Rückbezüge festgestellt werden. Dies hat die Bedeutung von Helden als integrative, aber auch kontroverse Leitfiguren, Stabilisationsfaktoren, Symbole der Herausforderung und als Handlungsaufruf deutlich gemacht. In ihrer besonderen Zeitstruktur wurden Helden als häufig präfigurierte Handlungsträger erforscht, die die Komplexität und Unsicherheit zu bewältigender Umbrüche reduzierten und zur Konfliktlösung in unterschiedlicher Weise beitrugen.
Das vorliegende TP will diese Ergebnisse zu Synthesen bündeln und in Anbetracht weiterer Fallstudien neu bewerten, um die Zusammenhänge von Umbrüchen und Heroisierungsprozessen in diachroner und transkultureller Perspektive zu konzeptualisieren, zu systematisieren und daraus epochen-, regional- und medialspezifische sowie übergreifende Erklärungshorizonte zu entwickeln. Die Analyse berücksichtigt insbesondere Eigenwahrnehmungen und Akteursperspektiven auf Umbrüche, da diese den Aufforderungs-, Stabilisierungs- und Sinngebungsbedarf der Beteiligten deutlich machen. Angesichts der in den vorangegangenen Förderphasen erarbeiteten Temporalitätsstrukturen des Heroischen werden Vergangenheitsbezüge und (Neu-)Erzählungen im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen. In der Wiedererkennbarkeit des in lange zurückliegenden Epochen vermeintlich schon einmal Dagewesenen liegt das zukunftsweisende Potenzial von Heldenfiguren und ihrer Geschichte. Methodisch wird das Projekt historisch und kulturell exemplarisch vorgehen. Die Ergebnisse der vergangenen Förderphasen werden aufgegriffen und in neuen transdisziplinären Fallstudien erweitert, um den Zusammenhang von Umbrüchen und Heroisierungen zeitlich und regional übergreifend zu schärfen. Es sollen sowohl Transformationsprozesse des Heroischen als Faktoren von Umbrüchen als auch Konjunkturen des Heroischen als Indizien für Umbrüche in den Blick genommen werden. Dabei sollen drei wichtige Formen von Umbrüchen im Mittelpunkt stehen, in denen Transformationen und Konjunkturen des Heroischen im SFB besonders deutlich wurden: (1) Politische und religiöse Umbrüche, (2) Kriege und (3) neue Raumkonstellationen. Quer zu diesen Umbruchphänomenen werden Übertragungen auf neue Heldenfiguren in komplexen Umbruchphasen (etwa auf Denker, Händler oder Arbeiter*innen) in einer SFB-Tagung aufgearbeitet und das Forschungsprogramm des TP abrunden.