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Dr. Christina Kuhli (geb. Posselt)


 Christina Posselt

Wissenschaftlicher Lebenslauf (Download als PDF-Dokument)

Forschungsprojekt: „Der Kunstheld – ein Modell herrscherlicher Heroisierung im 17. Jahrhundert“

Die Herrschaftslegitimation im 17. Jahrhundert war gemeinhin an die militärische und damit auch wirtschaftliche Potenz des Herrschers gebunden. Waren diese gesichert, so konnte auch Gelegenheit ergriffen werden, sich der Kunst und Kultur zu widmen. Kultur statt Krieg, nationale Bestrebungen im europäischen Kontext, überkonfessionelle Toleranz und ein klassischer Tugendanspruch werden dem idealen Mäzen zugeschrieben und als Heroisierungsstrategien eingesetzt.

 

Eine für das deutsche 17. Jahrhundert herausragende Schrift bildet den Ausgangspunkt der Untersuchungen: Joachim von Sandrarts Beschreibungen der Kunstkammern und der mäzenatischen Förderung, die die Herrscher den Künstlern angedeihen lassen, zeugen vom Bewusstsein, dass Kunst(förderung) ihre Helden braucht – entsprechend lässt er ihnen in der Widmung zum Zweiten Teil seiner Teutschen Academie (1679) den Titel des „Kunst-Helden“ angedeihen.

Betrachtet man das Phänomen des „Kunst-Helden“, das semantisch und visuell erstmals als eigenständige Erscheinung erfasst werden soll, so stellt sich die Frage nach einem Antagonismus in der Inszenierung als Kriegs- und Kunstheld. In bildlichen Darstellungen, denen sich die Arbeit vor allem widmet, bleiben Tugend und Ehre im heroischen Relationengefüge auch beim Kunsthelden bisweilen durch Rüstung, im Reiterporträt oder durch die Darstellung militärischer Sieghaftigkeit definiert. Parallel zur Entwicklung des repräsentativen Staatsporträts tritt auch der Kunstheld nach Erreichen seiner Leistung auf, er ist der triumphierende, der seinen Weg zum Olymp antritt oder dorthin versetzt wird. So kann sich die Kunst(förderung) als eine Steigerung der Kriegstaten inszenieren, der Kriegsheld kann sich nun den dauerhaften Taten widmen.

Handelt es sich hierbei um die traditionelle Legitimation von Kriegstaten durch kulturelle Sublimierung? Ist die visuelle Heroisierung, wie sie im Vergleich mit bzw. in der Rolle von Göttern häufig ihren Ausdruck findet, als Tradierung von Darstellungskonventionen zu verstehen oder bildet sich durch Transformierung von Narrativen (Apotheose, antikische Einkleidung, „Rollenporträts“, etc.) und Protagonisten (Alexander der Große) eine neue ikonographische Formel heraus? Hierbei ist auch zu bedenken bzw. zu hinterfragen, was Peter Burke als „decline of classical exemplars“ bzw. „correspondences“ sowie als „shift from figures of rhetoric to the rhetoric of figures“ als typologisch für die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts bezeichnete (vgl. Peter Burke: The fabrication of Louis XIV, New Haven u.a. 1992).

 

Dies nachzuweisen macht die Zusammenstellung eines umfangreichen Korpus notwendig. Ausgehend von der Gruppe der von Sandrart als „Kunst-Helden“ titulierten Herrscher und ihrer Hofmaler (Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Michael Willmann, Erzherzog Leopold Wilhelm und David Teniers, Kurfürst Maximilian von Bayern und Joachim von Sandrart) soll nach Darstellungen dieser und weiterer Herrscher gesucht werden, die Heroisierungsstrategien im Kontext einer Heroisierung durch Kunst erkennen lassen. Dies können Porträts mit allegorischem Beiwerk wie Götterfiguren, Personifikationen oder emblematischen Attributen sein ebenso wie Historienbilder, Kupferstiche (etwa Frontispize wie beim Theatrum pictorium, dem als Kupferstichwerk angelegten Sammlungskatalog der Gemäldegalerie Erzherzog Leopold Wilhelms von David Teniers, 1660) oder Medaillen.
 

 

 

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