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Wilma Scheschonk


Stipendiatin
Kunstgeschichte, Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München

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Vita (ZI München)


Dissertationsprojekt  „Künstler-Fitness. Die Kräfte des Künstlers seit der Frühen Neuzeit“ (Arbeitstitel)

Nicht nur Jeff Koons in muskelprotzendem Posing vor Fotografen, auch Yoga-Stunden im Biennale-Programm oder drahtiges Sportgerät als Minimal Sculpture zeigen es deutlich: Die Sichtbarkeit der Erweiterung der Kunst in die Welt der Fitness und des Sportes hat rekordverdächtige Ausmaße angenommen. Die ausufernd alkoholisierten Exzesse und die rauchende Selbstverschwendung in der Kneipe nebenan, wie sie einst das besondere Charisma der Künstlerklasse mitbegründeten, seien einem jungen Typus strategisch vorsorgender Künstlerschaft gewichen, wie in den Feuilletons und Kunstmagazinen zu lesen ist. So bevölkere eine besonders sichtbare Liga des künstlerischen Nachwuchses nun bevorzugt die Fitnessstudios globaler Kunstzentren und arbeite an der Herstellung eines letzten gemeinsamen Ziels: ein nicht lächerlicher Vorzeigekörper, um in der hochdynamischen Kunstwelt zu bestehen.

Dass diese – nebenbei sicher selektiven und überspitzten – Beobachtungen zur aktuellen KünstlerInnen-Fitness nicht ausschließlich dem ausgreifenden Sport-Kult in konsumkapitalistischen Metropolen zuzurechnen sind, ist eine grundlegende Annahme des hier vorgestellten Promotionsprojekts. In welchen Beziehungen wurden physische und kreative Kräfte in der Geschichte der westlichen Kunst miteinander diskutiert? Bei der Betrachtung so unterschiedlicher Künstler-Persönlichkeiten wie beispielsweise Leonardo da Vinci, Joseph Beuys und Jeff Koons zeigt sich seit der Frühen Neuzeit eine Kontinuität einer durch Körperkraft demonstrierten, erfolgsorientierten Konvergenz sämtlicher Kräfte, um als Künstler zu reüssieren. Wie hat dieses Körperbild einer zunächst ausschließlich weißen, männlichen und fitten Künstlerschaft auch zum Gendering von Vorstellungen künstlerischer Kreativität beigetragen? Nachdem einige frühe Bedeutungen von Künstlerkraft erörtert werden, liegt der Fokus des Forschungsvorhabens auf ihren Ausprägungen in der Moderne und in der zeitgenössischen Kunst. Künstler und auch Künstlerinnen treten nun verstärkt als Bildner ihrer selbst in Erscheinung. Wie positionieren sich die in dieser Arbeit thematischen, meist männlich gestählten Überflieger-Künstler zu anderen, teils gegensätzlichen modernen Künstlerbildern und Schaffensidealen, etwa die Kunstproduktion aus pathologischer Kränklichkeit heraus oder als geradezu unkörperlicher Konzeptkünstler und Ideengeber? In welchen Verbindungen steht eine betont physische Autorität des Künstlers zu historischen Leitmotiven der Kunstwahrnehmung, wie die historisch ununterbrochen – wenngleich unter wechselnden naturwissenschaftlichen Hintergrundannahmen – gelobte „Kraft“ und „Lebendigkeit“ von Kunstwerken?

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