Daniel Koch
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Dissertationsprojekt "Der „Held“ im Deutschen. Eine linguistische Konzeptanalyse"
Helden rücken aufgrund ihrer medialen Präsenz in den letzten Jahren vermehrt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit. Dabei wird in den verschiedenen Formaten keineswegs ein einheitliches Konzept von Heldentum präsentiert. Auch haben sich die Heldenkonzepte gerade in Deutschland im Lauf der Zeit stark verändert. Daraus ergeben sich als grundlegende Fragen des Dissertationsprojekts: Wie, also mit welchen sprachlichen und multimodalen Mitteln, wurden und werden Heldenkonzepte entworfen? Wie waren und sind sie beschaffen? Wer entwickelt(e) sie, in welchen kommunikativen Kontexten und für wen? Die Antworten auf diese Fragen zeigen, wie in Gesellschaften zu verschiedenen Zeiten Helden konstituiert und inszeniert werden. Zur Beantwortung dieser Fragen untersucht das Dissertationsprojekt die sprachlichen und multimodalen Formen der Konstitution sowie die gesellschaftliche Bedeutung von Heldenkonzepten seit der Zeit des Zweiten Weltkrieges.
Dem Vorhaben liegt die konstruktivistische Annahme zugrunde, dass Sprache die Wirklichkeit nicht nur abbildet, sondern unsere Vorstellungen von ihr in hohem Maße formt und konstituiert. Die Entscheidung für oder gegen die Verwendung einer bestimmten Bezeichnung oder eines sprachlichen Musters ist immer auch eine Entscheidung für eine bestimmte Perspektivierung der Wirklichkeit. Die Analyse von Heldendarstellungen erlaubt daher auch zu erforschen, wie unser gesellschaftliches Wissen im Diskurs ausgehandelt wird.
Zu diesem Zweck werden die unterschiedlichen Verwendungsweisen des Wortes „Held“ auf Familienähnlichkeiten (im Sinne des Wittgenstein’schen Ansatzes) untersucht werden, um festzustellen, wie verschiedene Heldenkonzepte unter einem einzigen Wort – „Held“ – subsumiert werden konnten. Dazu dienen frame-semantische Methoden, die eine differenzierte Bedeutungsbeschreibung sowohl von sprachlichen als auch von bildlichen und anderen Zeichengefügen erlauben.
Bei Frames (oder Wissensrahmen) handelt es sich um semantisches Wissen, das in Form von Schemata im Langzeitgedächtnis gespeichert ist und jederzeit abgerufen werden kann. Diese Wissensstrukturen entstehen und verfestigen sich, erhalten ihre konventionelle Bedeutung erst durch den wiederholten Gebrauch in einer Gemeinschaft. Eine Untersuchung der Quellen auf die darin enthaltenen Prädikationen (Zuschreibungen des Heldischen) erlaubt also, die typischen Merkmale, die von der Gesellschaft mit einem Helden in Verbindung gebracht werden, zu identifizieren und darzustellen, wie sich diese a) im Verlauf der Zeit und b) zwischen verschiedenen Heldenkonzepten (verschiedenen Helden-Frames) unterscheiden.
Da der Helden-Frame viele zur Nachahmung auffordernde deontische Standardprädikationen beinhaltet, soll untersucht werden, ob bestimmte Füllwerte wiederholt expliziert werden. Dies wäre ein Indiz dafür, dass bestimmte Prädikationen als Standardannahmen (Annahmen, die wir automatisch mit einem Gegenstand verbinden) im Helden-Frame konventionalisiert werden sollen, um gewisse Vorstellungen und Normen in der Gesellschaft zu etablieren und zur Übernahme eines bestimmten Habitus anzuhalten.
Die Analyse von z.B. semantischen Feldern, konzeptuellen Metaphern, Schlagwort und –bildern sowie von Argumentationsstrukturen ermöglicht, die Bestandteile des Helden-Frames auf dieses implizite und automatisch mitabgerufene Wissen zu untersuchen. Dabei sind diese Analyseinstrumente nicht auf die Anwendung auf schrift-sprachliche Quellen beschränkt und erlauben daher auch die Integration anders-modaler (z.B. bildlicher/ filmischer/ musikalischer etc.) Quellen in die Untersuchung.
Die bisherigen Arbeiten an diesen Quellengattungen legen eine Kategorisierung von Helden in vier Klassen nahe: Typ I: Der militärische Held, Typ II: Der zivile Held, Typ III: Der Held ohne Heldentat, Typ IV: Der Held, der nicht Held genannt wird.
Akademischer Lebenslauf
03.2017 – 09.2017 | Stipendiat des SFB 948 Helden - Heroisierungen - Heroismen |
seit 04.2016 | Promotionsstipendiat der Universität Kassel |
Annahme als Doktorand am Institut für Germanistik, Fachgebiet Germanistische Sprachwissenschaft/ Sprachgeschichte (Prof. Dr. Andreas Gardt), Universität Kassel. Dissertationsprojekt: Der »Held« im Deutschen. Eine linguistische Konzeptanalyse |
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seit 08.2013 | Betreuung von Schulverweigerern im Projekt „2. Chance“ des Landkreis Kassel |
10.2009 – 11.2014 | Studium Gymnasiallehramt mit den Fächern Deutsch und Geschichte an der Universität Kassel |
Vorträge
04.06.2016 | „Der »Held« im Deutschen. Eine linguistische Konzeptanalyse“, Tagung des Geistes- und Kulturwissenschaftlichen Kollegs der Universität Kassel, Hofgeismar |
21.07.2016 | „Der »Held« im Deutschen. Wie Sprache unser Denken prägt“ Vortrag auf dem GeKKo-Science-Slam der Universität Kassel |
Mitgliedschaften
seit 10.2015 | Mitglied des Geistes- und Kulturwissenschaftliches Promotionskolleg „GeKKo“ der Universität Kassel |
seit 11.2015 |
Mitglied des Forschungsnetzwerks Sprache und Wissen des Marsilius-Kollegs, Internationalen Wissenschaftsforums und Germanistischen Seminars der Universität Heidelberg |